FOTOGRAFISCHE SELBSTDARSTELLUNGEN VON MÄNNERN IM 20. UND 21. JAHRHUNDERT

Das Forschungsprojekt untersucht die Dynamik von gesellschaftlicher Tabuisierung, Identitätsfindung und Praxen visueller Selbst(re)präsentationen von homosexuellen Medienamateuren. Ausgehend von schwulen Selbstdarstellungen im Web 2.0 stellen sich die Fragen nach der Geschichte der privaten Bild-Kommunikation und Hybridisierung des Privaten in homosexuellen Milieus, die bislang überraschend wenig erforscht sind.
 
Das Projekt sammelt und analysiert darum Fotos von (Körper-)Inszenierungen, die von der Kultur und Mediengeschichte des Laissez-faire in den 1920er Jahren, der Verfolgung in den 1930er und 1940er Jahren und der Schwulenbewegung seit den 1970er Jahren bis in die Gegenwart reichen. Welche Gebrauchsweisen und Blickregime entwickeln sich in Zeiten von Bedrohung oder Liberalisierung? Welche ikonografischen Muster begründen visuelle Identifikationsschemata? Wie wurden von „Nicht-Professionellen“ Bildinhalte sexuell aufgeladen und welcher Vorbilder bedienten sie sich? In welchem Verhältnis stehen private Bilder zu professionellen? Welche Bedeutung hat die Selbstdarstellung für eine Art Genealogie homosexueller Erinnerungskultur in einer dominant heterosexuellen Normgesellschaft?
 
Mit den empirischen Befunden lassen sich Fragen nach der Reichweite von Kategorien wie Privatheit und Öffentlichkeit, Hoch- und Subkultur, Normativität und Abweichung, Hetero- und Homosexualität auch für andere Forschungsfelder neu diskutieren. Schwerpunkte sind Vergleiche der visuellen Kulturen in Deutschland, Skandinavien, Nordamerika. Das Forschungsprojekt wird von 2010 bis 2013 von der DFG gefördert.